Historische Literaturpragmatik als heuristisches Interpreta-tionsverfahren und interkulturell-literaturwissenschaftliche Didaktik zur Vermittlung des verfremdenden Denkens am Beispiel von Dû bist mîn, ich bin dîn (MF 3,1)
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Der hier vorgelegte Forschungsbeitrag geht von der derzeitigen curricularen Entwicklung des geisteswissenschaftlichen, genauer gesagt, sprachorientierten Studiums aus, in dem die Vermittlung von weitestgehend objektiv messbaren Kompetenzen wie Mündlichkeit bzw. Schriftlichkeit in einer Fremdsprache, in diesem Fall im Deutschen, als Studienziel im Fokus steht. In diesem Zusammen-hang sind auch inhaltliche Kurse wie beispielsweise Literaturkurse so angelegt, dass der Erwerb der Sprachkenntnisse vordergründig ist, während bestimmte nur schwer objektiv zu messende Kompetenzen wie Offenheit, Alteritätstoleranz bis hin zur Empathiefähigkeit in den Hintergrund rücken. Diesbezüglich verfolgt der Beitrag erstens das Ziel, die historische Pragmatik in die historische Literaturpragmatik zu modifizieren, sodass sie als heuristisches Analysen- und Interpreta-tionsverfahren geeignet sein soll. Dieser Ansatz kommt bei der Analyse der Liebessemantik durch die Berücksichtigung des Kotextes und der Deutung eines scheinbar eigenständigen, mittelalterlichen Textes Dû bist mîn, ich bin dîn (MF 3,1) zur Anwendung. Das befremdende Ergebnis der Analyse zeigt, dass es dabei um eine Art erweiterte Liebeskommunikation geht, die der heutigen Liebeskommunikation diametral entgegensteht. Zweitens plädiert der Beitrag für den literatur-wissenschaftlichen und theoretisch begründeten Umgang mit literarischen Texten aller Sprachstufen bzw. Zeiten im DaF-Literaturseminar, weil sich Studierende dadurch Fremdheitserfahrungen aussetzen, die Jauss (1977) zufolge eine Horizontabhebung ermöglichen. Die beiden epistemologischen Erlebnisse bedingen den Erwerb der obigen Kompetenzen.
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